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Pflanzen und Tiere und …

Ehrlichgesagt ist es immer schwer sich ein Thema rauszusuchen über das ich etwas erzählen kann. Vielleicht einfach mal was in den letzten Tagen so passiert ist. Jetzt im Juli hat die Regenzeit ja ihren Höhepunkt der dann so Mitte August langsam wieder abflaut. Dementsprechend sehen die Straßen auch aus. Zusätzlich zu den vielen Schlaglöchern ist jetzt alles noch total matschig und aufgeweicht. Gestern musste ich das erste Mal jemand mit der Seilwinde aus dem Schlamm ziehen. Sonst wären wir nicht vorbei gekommen. Kurz vorher mussten wir noch zusehen wie ein LKW dachte er kann es besser und sich genau neben dem Besagten eingegraben hat. Tja der LWK war für uns dann auch zu schwer aber den kleinen Hilux oder was auch immer das war konnten wir doch recht einfach rausziehen. Man muss aber dazu sagen, dass der durchschnitts Liberianer den 4WD erst einlegt wenn es schon zu spät ist. Da wird zuerst versucht mit drehenden Hinterrädern vor und zurück zu fahren und sich noch tiefer einzugraben bis dann vielleicht doch mal der 4Gang Antrieb versucht wird. In den letzten Tagen war ich mit den Studenten doch recht regelmäßig Kartieren. Sofern man das hier kartieren nennen kann. So wirklich viel Lithologie kann man nicht sehen und wenn was da ist, dann sieht alles ziemlich ähnlich vergammelt aus. Wir haben uns hier mehr auf die Ablagerungsverhältnisse konzentriert. Damit lassen sich dann die Bodenproben besser planen. Proben aus einem Fluss sind weniger wert als aus einem Hang und am besten sind Proben von “anstehendem” Gestein. Hin und wieder sind wir dann doch auf ein paar gerade noch erkenntliche Strukturen gestoßen. Ein größeres Problem die ganzen Löcher aus Goldwaschtätigkeit. Wenn die dann seit 2-3 Jahren aufgegeben sind sind sie schon wieder so zu gewachsen, dass man sie kaum noch erkennt oder eben erst wenn man schon bis zum Bauch im Wasser steht. Bisher hat es mich noch nicht voll erwischt, nur bis in die Gummistiefel. Das aber auch nur, weil immer ein Einheimischer mit Machete voranläuft. Ab und an taucht dann mitten im Busch eine Farm auf. Alles noch Handarbeit. Nachdem das Landstück brandgerodet wurde und das Holz zu Holzkohle verköhlert wurde (Diese Kohlemeiler stehen hier überall rum) wird meistens Reis angepflanzt. Von Hand natürlich. Dazwischen findet man ein paar Maispflanzen. Wenn kein Reis angepflanzt wird findet man auch einheimische Gemüse wie z.B. Cassava oder andere Sachen deren Namen ich vergessen habe. Oftmals auch Pepper, was wohl bei uns mit Chili übersetzt werden könnte. Liberian Pepper ist von der Schärfe vergleichbar mit der Fischsuppe in China. In Europa hab ich noch nirgends etwas so scharfes gegessen. In geringen Mengen aber durchaus lecker. Sehr interessant fand ich die Erdnussfelder und die Ananaspflanzen. Erdnüsse hab ich zwar schon mal in China gesehen, aber die frische Pflanzen hab ich mir doch irgendwie anders vorgestellt. Ananaspflanzen hab ich vorher noch nie gesehen. Bananenbäume gibt es natürlich auch. Wobei es hier 2 Bananensorten gibt. Es gibt kleine Bananen die sehr süß sind und es gibt große Bananen die eigentlich noch größer sind wie die die man normalerweise bei Lidl oder so findet.
Bisher waren alle Goldwäscher denen wir begegnet sind eigentlich recht freundlich auch wenn manche etwas misstrauisch sind. Allerdings offenbart sich mir so mit der Zeit, dass die meisten der Goldsucher gar nicht aus der Gegend kommen. Viele kommen aus den Nachbarländern. Die meisten Dorfbewohner verdienen genug damit dass die Goldsucher ihnen was abgeben müssen um auf ihrem Land danach suchen zu dürfen. Jetzt in der Regenzeit kann es schon auch mal passieren dass es stellenweise sehr viel sehr heftig regnet und dann ein Bach zu einem Fluss wird. So ein Unwetter hat wohl in der letzten Regenzeit die Brücke in eines der Dörfer mitgerissen. Dann gab es eine Fußgängerbrücke aus Bambus. Die ist aber auch wieder in sich zusammen gefallen. Übergangsweise wurden wir dann mit einem ziemlich wackeligen Minifloß über den Fluss gebracht was dann für 4 Leute hin und zurück 200LD also ca 2€ kostet. Allerdings bei so einem kleinen Floß ist das halt wie beim Kanu fahren. Quer zur Strömung ist nicht so gut und das hat der Steuermann wohl noch nicht so begriffen. Während der Zeit in der wir übergesetzt sind ist das Floß zweimal gekentert. Einmal mit mir drauf zum Glück noch relativ früh sonst wäre meine Kamera wohl baden gegangen. Einmal musste ein Student dran glauben der selbst gar nicht schwimmen kann er hat dann im letzten Moment mit einem Hechtsprung nach der Schnur gegriffen die der Steuermann immer zum Floß ziehen benutzt. Ist alles gut gegangen. Seit ein paar Tagen ist die Bambusbrücke wieder repariert. Allerdings sieht sie nicht gerade so aus als ob sie wochenlang halten würde. Ich bin mal gespannt. Das letzte Hochwasser hat sie zumindest mal überstanden. An diesem Tag konnten wir auf diesem Weg nicht ins Kartiergebiet kommen. Der Bach war plötzlich 50m breit. An den Seiten wohl ziemlich flach, aber wenn man nicht so genau weiß wo man laufen muss, dann kann man auch recht schnell in einem Loch versinken. Mit Studenten die nicht schwimmen können bin ich dann doch lieber den langen Weg außen rum gefahren. Hier muss man sowieso meistens einen seeeeehr langen Weg fahren. Auf jeden Fall immer wenn das Gebiet eigentlich nur einen Steinwurf entfernt auf der anderen Seite eines Flusses ist. Brücken gibt es nur sehr sehr wenige. Früher gab es mal mehr aber durch den Krieg sind viele zerstört worden und eben immer noch kaputt. Eigentlich ist hier nie etwas kaputt. Alles ist nur “spoiled” was man wohl mit beschädigt übersetzen könnte. Oftmals auch nur “spoiled small”, das bedeutet dann, dass man noch ein Geschäft drauß machen kann oder es mit etwas Aufwand vielleicht sogar wieder in Gang kriegt. Manchmal ist der Slang hier schon echt ziemlich lustig. Ich verstehe auch immer mehr von diesem Liberian English was von der UN und dem BBC immer als piggy English bezeichnet wird. Wenn man einen Liberianer nach dem Weg fragt, dann heißt es eigentlich immer nur “go so” begleitet von verschiedenen Handbewegungen. Links oder Rechts kommt in ihrer Beschreibung nur sehr selten vor.

Letztes Wochenende haben ich und Joe uns dann mal etwas “frei” genommen. Zumindest sind wir nicht ins Gelände. Arbeit gibt es immer zu tun in so einer kleinen Firma. Joe hat sich ab August jemanden angelacht der dann den ganzen Bürokram übernehmen soll, damit er wieder etwas mehr Geologie machen kann. Im Moment arbeitet Alyosher aber noch ein einem Hotel/Resort. Dort hat es uns am Samstag hinverschlagen. Der Strand war etwas mit Seegras bedeckt vom Sturm in der letzten Nacht. Ansonsten sieht der Strand aber sehr hübsch aus. Anscheinend gibt es dort starke Strömungen deswegen sollte man nicht einfach so baden gehen. Im Garten von seinem Appartment da hält er sich einheimische Rehe die eigentlich anders heißen, aber für alle Liberianer sind es “deers”. Den anderen Namen hab ich vergessen. Außerdem hat er kleine Krokodile dort. Die kommen hier auch in der Natur vor nur sind sie eigentlich nachtaktiv und eben ziemlich klein. Deswegen würde man sie normalerweise wohl kaum sehen oder nur durch Zufall. Alyosher kommt aus Südafrika und ein Teil seiner Eltern glaub ich aus Österreich. Er kann ganz gut Deutsch und ab und zu können wir uns dann auch so unterhalten. Vor ein paar Tagen kam seine Freundin aus den Staaten hier an. Sie haben sich auch hier kennen gelernt als sie irgendwie eine Studie mit einer Uni dort gemacht hat. Nun ist sie für irgend ein US Hilfsprogramm hier tätig. Die Krokos und Rehe/Antilopen sind sozusagen seine Haustiere und unsere Haustiere sind 2 Katzen, 2 Hunde ein paar Hühner und bis vor Kurzem auch eine Ziege.

Ist schon irgendwie lustig wie dieses Goldprojekt hier zustande gekommen ist. Eigentlich arbeite ich ja über Joes Firma für eine andere Firma denen die Lizenz in dem Gebiet gehört. Als ich hier ankam dachte ich der Typ dem ein großteil der Firma gehört wäre auch Geologe. Nun stellte sich aber heraus, der einzige Geologe der da irgendwie beteiligt ist, ist Joe und nun eben ich. Alle anderen sind nur irgendwelche Investoren oder Leute die mit krummen Deals ihr Geld machen. Der Hauptinvestor kommt natürlich auch aus den Staaten. Er ist aber auch schon einige Jahre hier und hat jetzt auch geheiratet. Danach konnte er sich über seine Frau auch ein Haus kaufen. Grundstücke und so dürfen nämlich nur Liberianer besitzten. Er ist aber auch ein echt netter Kerl. Einige hier können die Amis nicht leiden weil sie oft mit krummen Deals hier investieren und z.B. beim Öl den größten Teil für sich selbst abschöpfen. Auch die Gummiplantagen von Firestone gehören da dazu. Die haben anscheinend für 99 Jahre hier eine riesige Fläche gepachtet und man braucht 4 Stunden um durchzufahren. Naja man kann sagen was man will, ich kenn auch nicht alle Details. Sicher ist bei vielen Dingen nicht alles ganz offiziell gelaufen. Gerade bei den Amis kann man sich gut vorstellen, dass sie Länder in denen Korruption hoch ist auch irgendwie so beeinflussen. Von David kann ich aber glaub ich guten Gewissens behaupten, dass er nicht dazugehört.