Verkehr

Verkehr in Monrovia… Hauptsache jeder fährt mal los

Nun werde ich wohl noch etwas mehr über den Verkehr hier erzählen. Also Autofahren in Europa macht ja meistens keinen Spaß. Mir zumindest nicht. Nachts ist es zwar relativ leer auf den Straßen, aber man sieht eben kaum was. Tagsüber ist es meistens so voll, dass man entweder immer hinter LKWs herfährt oder sehr oft am Überholen ist. Kurz Autofahren in Europa ist anstrengend. Nunja Autofahren in Monrovia. Wie kann man sich das am Besten vorstellen. Am Besten vielleicht mit man nehme eine doch relativ große Stadt aus Europa und stopfe sie mit ausrangierten Autos der letzten 50 Jahre voll. Außerdem haben 90% der Fahrer ihren Führerschein mehr gekauft als bestanden. Aus manchen LKWs und auch anderen Autos kommen Qualmwolken die man schon fast mit dichtem Nebel vergleichen kann. Ich habe schon öfters abgebremst nur weil ich durch die Abgaswolke nicht sehen konnte was vor mir auf der Straße ist. Das ist aber bei Weitem nicht alles. Bremslichter oder allgemein Rücklichter funktionieren seltenst. Frontscheinwerfer vielleicht etwas öfter aber gerade Motorradfahrer neigen dazu diese auch Nachts nicht einzuschalten. Alles was man als Warnung bekommt ist dann ein kurzes Fernlicht aufblinken eines entgegen kommenden Motorrads sofern dieses funktioniert. Vorfahrtregeln gibt es auch nicht. Hier herrscht Rechtsverkehr, d.h. beim Linksabbiegen quetscht man sich halt erstmal auf die Spur die man gerne überqueren will um sich dann sobald frei ist auf der richtigen Spur einzuordnen. Eigentlich täglich erinnert mich der Verkehr an das Bild welches sich uns während der Studienfahrt nach Paris vom Triumpfbogen bot. Unterschied ist nur, dass die Fahrbahn zweispurig ist, Schlaglöcher hat, Fußgänger darauf herumspazieren, Taxis die unerwartet von rechts oder links ohne Vorwarnung und anscheinend auch ohne Benutzung der Spiegel oder mit der erforderlichen Menge an Ignoranz einfach losfahren und dazwischen dann noch jede Menge Motorräder auf denen 2-4 Personen Platz finden. Dabei sei noch zu erwähnen, dass die Autos bis auf ein paar Wenige eigentlich alles Schrotthaufen sind. Die Räder stehen selten senkrecht. Meistens sind sie nach außen gebogen. Hängt wohl mit den vielen Schlaglöchern und der üblichen Beladung (bis zum Aufsitzen der Stoßdämpfer vollgestopft) zusammen. So kommt es auch nicht selten vor, dass ein Auto oder auch ein LKW liegenbleibt. Da die übliche Vorgehensweise dann ist, das Auto am Ort des Geschehens stehen zu lassen und am nächsten Tag oder eben wenn das Geld dafür aufgetrieben ist mit den Ersatzteilen zurückzukommen und es dann an Ort und Stelle zu reparieren, sind bewegungsunfähige Autoleichen mitten auf der Straße eigentlich an der Tagesordnung. Dumm wenn sie ausgerechnet auf einer vielgenutzten Straße oder Kreuzung stehen oder im Falle von LKWs sogar die ganze Straße blockieren. Oftmals kann man das Wrack dann umfahren aber es führt doch zu ordentlichen Stauungen. Eine übliche Durchquerung der Stadt dauert vielleicht 60-90 Minuten. Früh morgens schafft man es in 20 Minuten. Mit Pech kann es auch mal 180 Minuten dauern. Nachts kommt zusätzlich noch dazu, dass die bei denen das Licht funktioniert einfach immer mit Fernlicht herumfahren oder kurz vor der Begegnung das Fernlicht einschalten als wollten sie mich noch extra drauf aufmerksam machen. Bei vielen funktioniert aber auch gar keine Beleuchtung und das ist dann besonders dann schön, wenn man gerade noch von einem Fernlicht geblendet wurde und dann ein Taxi ohne Scheinwerfer von rechts losfährt oder ein Fußgänger auftaucht. Naja ich denke man kann es sich ganz gut vorstellen. Bisher ist noch nichts Größeres passiert. Aber das Autofahren macht auch keinen Spaß und ist mindestens genauso stressig wie Autofahren in Europa. Nur kommt der Stress hier weniger von der Gefahr für einen selbst, da die Geschwindigkeit in der Stadt selten mal über 30 km/h klettert. Nur reicht das für Fußgänger oder Motorradfahrer auch schon aus. Sicherheitsgurte benutzt auch fast niemand. Im Radiosender der UN kommen im Halbstundentakt Warnhinweise mit was alles passieren kann wenn man keinen Sicherheitsgurt anlegt.

Ein weiterer Punkt der Autofahren hier nicht so spaßig gestaltet sind die Kontrollen. An jeder “Bundeslandgrenze” innerhalb des Landes gibt es Immigration Kontrollen. Viele sind harmlos, manche haben es sich aber zur Angewohnheit gemacht gerade weiße Fahrer zu ärgern. Anscheinend sagt die Hautfarbe hier sofort aus, dass dort viel Geld zu holen ist. Zwar werden auch einheimische oft mit Schmiergeldern abgezockt. Viele haben sich aber an diese Praktiken schon gewöhnt und überreichen dann mit dem Ausweis oder Führerschein gleich noch eine gewisse Menge farbiger Scheine. Mir widerstrebt das und Joe meint auch man sollte lieber nicht damit anfangen sonst kann man nicht mehr aufhören. Eigenlich brauch man an den ganzen Kontrollen nur mehr Geduld wie die Beamten. Irgendwann haben sie die Nase voll und geben auf. Manchmal kann das aber ganz schön lange dauern und nervig sein.

Davon abgesehen wäre Autofahren außerhalb der großen Stadt wirklich spaßig wenn nicht die ganzen Schlaglöcher in der Straße wären. Während man in Australien auf unbefestigten Straßen doch recht schnell unterwegs sein kann, weil die Straßen öfters geebnet werden und es auch weniger oder gar nicht regnet. Ist man hier auf solchen Straßen auch eher mit 10-50 km/h unterwegs wobei der Schnitt doch eher bei 25 liegt. Damit verbunden sind natürlich regelmäßiges Abbremsen und Beschleunigen da die Schlaglöcher meistens gehäuft vorkommen und sich dazwischen Stellen befinden die relativ gut erhalten sind. Zufällig auf der Straße verteilt findet man dann noch liegen gebliebene Autos. Abhänig davon wie stark sie beschädigt sind bleiben sie manchmal tage- oder wochenlang dort liegen. Außerhalb der Stadt sind die aber kein so großes Hindernis, weil der Verkehr doch schlagartig sehr stark abnimmt und es kein Problem ist diese Wracks einfach irgendwo zu umfahren.

Richtig Spaß macht das Fahren dann sobald man auf einer wirklich wenig genutzten Straße fährt. Das erinnert dann doch eher an die diversen Offroad Tracks in Australien nur eben etwas feuchter.

Eigentlich sollte ich hier ja einen Fahrer bekommen, durch diverse Umstände musste ich mich aber schon nach 3-4 Tagen selber in dem Verkehrsgewimmel zurechtfinden. Jetzt nach einer guten Woche Autofahren muss ich sagen, ein Fahrer würde mir sehr gefallen. Ich bin ja mal gespannt wie sich mein Fahrstiel in Europa dann ändert. Ampeln gibt es hier ja keine. Verkehrsregeln eigentlich ja auch nicht. Mal sehen ob das nicht abfärbt…

Ja auch die großen Brummer können stecken bleiben.

Die schon letztens erwähnte Brücke in der Nahaufnahme

Dieser hier hatte Glück, dass wir eine Seilwinde an jedem Auto haben.