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Athen

Nikaia

Ist wohl nun auch schon einige Wochen her, dass ich da war. Insgesamt zwei Mal letztes Jahr. Im Frühling und im Herbst. Nun will ich aber noch versuchen ein paar Momente zu beschreiben. Eigentlich war ich wieder da wegen einer Tunnelbaustelle in Athen. Eine Metro Linie wird erweitert. In Zukunft kann man dann mit nur einmal Umsteigen direkt vom Flughafen zum Hafen fahren. Und vielleicht auch irgendwann direkt. Die Geologie in Athen ist allerdings nicht homogen. Es gibt Bereiche mit mafischen Gesteinen die für den Tunnel keine großen Probleme darstellen, aber leider auch ein paar Marmore und Kalktuffe. Sieht man auch schön wenn man zur Akropolis aufsteigt, dass die Kalksteine eben nicht alle gleich sind. Unser Gerät wurde mal wieder wegen der möglichen Hohlräume in den Kalksteinen geordert. Da ich mir das Autofahren in Athen klemmen wollte, verbrachte ich die ersten Tage der Woche eigentlich nur in einem Wohnviertel im Westen von Athen. Dort gab es hauptsächlich das alltägliche Leben der Leute zu sehen, kaum Touristen. Aber abgesehen von der „Autobahn“ vor dem Hotelfenster, war das auch mal sehr schön. Die Leute waren alle nett und hilfsbereit. Allerdings konnte ich außerhalb der Baustelle mit Englisch nur bedingt was anfangen.

Zentrum

Ich beschloss das Wochenende zu bleiben und die Innenstadt von Athen zu erkunden. Immerhin war das ja eine Chance die Akropolis selbst zu sehen und das Wetter war geradezu perfekt. Ein kühler Wind hatte die Woche über die dunstige Luft aufs Meer geblasen und die Sicht war einmalig gut. Taxis waren im Vergleich zu Frankfurt/Mainz gerade zu spottbillig. Noch günstiger die Ubahn und Busse. Mit unter 10€ konnte ich ein Ticket für 5 Tage durch ganz Athen kaufen. Dafür hatten die Eintrittspreise wohl stark zugenommen. Mit dem Kombiticket für über 30€ konnte ich mir wenigstens die ganzen Hauptattraktionen anschauen. Ich fing im Westen der Akropolis an und war erst noch erstaunt wie wenig Leute unterwegs waren. Aber das lag wohl zum einen noch an der frühen Tageszeit und zum anderen, dass es hier wohl eher die kleineren Sehenswürdigkeiten waren. Trotzdem waren diese schon beeindruckend. Die riesigen Säulen aus Marmor, wie Zeugen aus einer anderen Welt. Die Zeit verging wie im Flug und hin und wieder ließ ich sie auch einfach absichtlich auf einer Bank verstreichen und stellte mir vor wie es hier wohl vor ein paar tausend Jahren zugegangen sein mochte. Da verspürte ich doch ein leichtes Kribbeln über die Haut fahren. Solche Monumente der Zeit kann man nicht an vielen Stellen der Welt bewundern. Noch dazu in so einer Stille.

Je weiter ich das prominente Plateau aber erklomm, desto mehr Touristen wurden es. Am Eingang war dann schon eine riesige Schlange am Ticketschalter. Was für ein Glück, dass ich mein Kombiticket schon an einer anderen Stelle gekauft hatte. So konnte ich die Schlange geflissen ignorieren. Allerdings war ich dann doch nicht dazu bereit einen Führer zu bezahlen. Zwar wurde mir das von einigen auf der Baustelle wärmstens empfohlen, aber bisher habe ich mich auch meist ganz gut mit den Schildern durchgeschlagen. Außerdem konnte ich mir so soviel Zeit nehmen wie ich wollte. Zwar ist wohl das Fischeye Objektiv nicht gerade ein ideales Architektur Objektiv, wie ich mir später anhören musste, aber ich hatte es da gerade relativ neu gekauft und wenn ich noch ein Stativ dabei gehabt hätte, wäre die Spielerei wohl perfekt gewesen. Gerade weil die Aussicht durch die klare Luft auch so genial war an diesem Tag, machte es richtig Spaß durch die alte Anlage zu spazieren und meiner kläglichen Erinnerung von griechischer Geschichte wieder etwas auf die Beine zu helfen. Traurig wenn man erfahren muss, dass die Tempel hauptsächlich durch Kriege zerstört worden waren. Ein direkter Treffer in ein Pulverlager hier oben hatte wohl unter anderem für starke Verwüstung gesorgt.

Trotz April knallte die Sonne schon recht mächtig vom Himmel und gegen Mittag vermutete ich schon einen Sonnenbrand kassiert zu haben. Nach meinem Abstieg durch den Garten und das Amphitheater machte ich mich auf die Suche nach ein paar Postkarten. Immerhin war ich hier ja mal auf einer Baustelle unterwegs wo man die noch recht einfach finden könnte. Während der Mittagspause auf einem kleinen Berg gegenüber der Akropolis wurden dann auch gleich die ersten Karten vollendet und in den nächsten Kasten gedrückt.

Eine Portraitzeichnerin die scheinbar auf einen Kunden wartete gefiel mir und ich drehte kurzerhand um. Sie sprach ganz gut Englisch und wir kamen etwas ins Gespräch. Sie kam wohl aus dem Norden von Athen und musste jedes Mal über eine Stunde Fahrzeit einplanen um hier Touristen zeichnen zu können. Ihr Bild von mir gefiel mir auch. Aber irgendwie kam mir erst später in den Sinn ihr etwas „Trinkgeld“ zu geben. Als ich am Abend dann aber nochmal dort vorbei lief um zu schauen ob sie noch da war, war sie es natürlich nicht mehr. Schon komisch, im Restaurant, kommt mir der Gedanke an Trinkgeld automatisch. Meistens gebe ich dann auch was, obwohl es ja eigentlich nur extra ist. Für guten Service oder was auch immer. Hier kam ich erst viel zu spät überhaupt auf den Gedanken, obwohl sie es wahrscheinlich viel mehr verdient hätte als irgendwelche Kellner die mir halbherzig das Essen an den Platz bringen und ich dann schon allein deswegen meist etwas da lasse, weil ich mir sonst komisch vorkomme.

Mein Weg führte weiter nach Osten. Zwischen weiteren riesigen Zeugen der Vergangenheit, von denen manche umgefallen da lagen und ihre immer noch monumentalen Einzelteile verstreut hatten, musste ich erneut innehalten. Kurzerhand beschloss ich auch, dass ich zwar gerne noch einen Tag hier verbracht hätte, aber ich wollte auch gerne mal das Meer und die Inseln sehen. An vielen der Stände die hier überall standen hingen Angebote über Kreuzfahrten durch das ägäische Meer. Darunter auch welche die an einem Tag nach Hydra und über zwei weiter Inseln wieder zurück fuhren. Nach einigem Zögern schlug ich zu und machte mich dann auf den Weg zum alten Olympischen Stadion. Das war wohl von irgend einem reichen Griechen vor nicht allzu langer Zeit wieder komplett saniert worden. Alle Sitzbänke waren wieder aus Marmor und alles sah wohl so aus wie es früher mal aussah. Allerdings eben neu. Zwischendrin waren die Steine wohl mal als Baumaterial verwendet worden. Hier gab es sogar einen Audioguide zum Eintritt mit dazu. So beeindruckend es auch war, etwas über die Spiele und das Stadion durch die Zeit zu hören, so perfekt die Geometrie der Stufen auch war, es konnte irgendwie nicht mit den eindrucksvollen Säulen mithalten. Ich denke es lag einfach daran, dass die Säulen noch größtenteils alt und von damals ehrfurchtsvoll da standen und das Stadion eben neu gemacht worden war.

Irgendwie war danach auch mein Limit an kultureller Aufnahmebereitschaft erreicht und ich beschloss lieber mit der Straßenbahn noch etwas ans südliche Ende von Athen zu fahren um dort am Meer spazieren zu gehen. Zum Baden war es im April einfach noch zu kalt. Leider war das spazieren nicht so einfach. Was auf Googlemaps wie eine kleine Parkanlage auf einer kleinen Halbinsel aussah, entpuppte sich als stillgelegte Ferienanlage die eingezäunt war. Am Zaun konnte man etwas außen herum laufen und die Küste bewundern. Allerdings ging es auf der anderen Seite nicht mehr zurück wegen abgesperrter Privatgrundstücke. Also wieder alles zurück marsch marsch bevor es zu dunkel wurde. In mein Viertel ging es von der Stadtmitte dann eh nur mit dem Taxi weiter. Also entschloss ich mich noch ein paar Nachtbilder von der Akropolis zu schießen. Zum Glück traf ich einen netten Griechen dort oben mit Stativ. Er konnte sehr gut Englisch, und wir kamen ins Gespräch. Er arbeitet wohl in London und kommt nur noch ab und zu hier her um seine Familie zu besuchen. Er lieh mir sein Stativ für ein paar Schnappschüsse. Aber er hatte es wohl doch recht eilig um wieder zum Bahnhof oder so zu kommen. Meine Zeit mit Bilder knipsen zu verplempern war also auch recht bald vorbei. Und nachdem ich ein paar Minuten den Tag rekapitulieren konnte, beschloss ich noch etwas zu Abend zu essen bevor mich ein Taxi wieder zum Hotel bringen konnte. Morgen musste ich ja schon früh am Hafen sein für die kleine Inseltour.

Bootsreise

So gegen 7 Uhr sollte das Boot aus Athen auslaufen. Ich war zwar pünktlich da, aber wegen den vielen Flüchtlingen war der ganze Hafen durcheinander gekommen und der Pier war nun ein anderer. Naja gut, trotzdem kam ich noch rechtzeitig an Board. Die Tour ging los Richtung Hydra. Einer wohl malerischen Insel ohne Autos und ohne moderne Hotelbunker. Anscheinend dürfen noch nicht mal Sat Schüsseln auf den Dächern zu sehen sein. Ein paar Traktoren gibt es wohl für die Landwirte, der Rest wird aber mit Eseln oder Pferden erledigt.

Auf der Überfahrt lernte ich zwei Amis und Franzosen kennen. Die beiden Franzosen waren ursprünglich aus verschiedenen Ländern in Afrika. So kamen wir über Liberia ins Gespräch. Die Amis hatten die Wahl als Thema. Der eine favorisierte zwar Trump, aber dachte damals noch dass Hillary gewinnt. Tja sein Traum ist wohl auch in Erfüllung gegangen. Wie jedes Schiff stank es ordentlich nach Dieselabgasen je nachdem wo man sich an Deck befand. Die Sonne bratzelte gut vom Zenit und es war auch ziemlich windig auf See. Aber das Meer hatte dafür tolle Farben.

Gegen Mittag kamen wir dann auf Hydra an. Es war schon ein beeindruckender Anblick so ein Dorf fast ohne moderne Einflüsse zu sehen. Dazu noch die Esel. Eine Stunde blieb Zeit um auf eigene Faust zu erkunden. Nicht gerade viel, aber ein etwas ausführlicherer Blick durch den Hafen war schon möglich. Mit mehr Zeit kann man hier auch richtig wandern. Mit einer Eiskugel ging es wieder an Bord und zur nächsten Insel. Poros war glaube ich der Name. Auch hier schipperten wir ein einem sehr niedlichen Ort vorbei und legten für eine Stunde an. Am Hafen kam ich ins Gespräch mit einem Einheimischen der seine selbstgemalten Bilder verkauft. Eins gefiel mir gut genug, dass ich es ihm abkaufte. Er erzählte mir auch die Geschichte über die liegende Frau die man in den Bergen der Nachbarinsel sehen konnte. Naja gut, ich glaube es gibt einige Orte die man so interpretieren kann. Aber ich konnte die Frau dort auch liegen sehen. Die Zeit war schnell verquasselt und ich wollte noch den netten weißen Turm über dem Dorf aus der Nähe sehen. Also die Beine in die Hand und den Berg hinauf gerannt. Nach einem ausgedehnten Blick in die Ferne und ein paar Bildern konnte ich auch schon das Schiffshorn hören. Also wieder den Berg hinunter gehetzt. Gemütlich war der Ausflug wohl nicht gerade, aber einen kleinen Einblick über die griechischen Inseln bekam ich schon.

Auf Aegina, der letzten Insel, gab es noch einen berühmten Tempel zu sehen. Er war wohl Aphaia geweiht, der Göttin für Ackerbau? Die Busfahrt kostete extra, aber gut was soll der Geiz dachte ich mir. Im Bus saß wieder eine nette Amerikanerin neben mir die wohl eigentlich aus der Karibik stammte. Wir kamen auch ins Gespräch und tauschten ein paar Geschichten aus. Auf der Insel gab es wohl auch viele Pistazienbauern und am Tempel auch Pistazieneis. Aber es war auch hier nicht gerade viel Zeit und wir pilgerten zu zweit einmal außen herum und lauschten der Geschichte dazu. Auf dem Weg zurück zum Hafen noch ein kurzer Stopp bei einer Kirche mit netten Wandmalereien. Dann waren wir auch schon auf dem Weg zurück nach Athen. Dort konnte ich sie überreden mit mir noch ein Glas Wein trinken zu gehen. Sie war wohl für ein paar Monate hier in Athen bei einer Firma angestellt. Und wir beschlossen in Kontakt zu bleiben. Das passierte nach meiner Rückkehr auch 1-2 Mal. Allerdings schlief der Kontakt danach auch ein. Vielleicht sollte ich mal wieder schreiben. Nur irgendwie ist es etwas anstrengend den Kontakt immer halten zu wollen indem man selbst alle paar Wochen die Initiative ergreift. Aber sie meinte wohl, dass sie viel beschäftigt ist und es nicht absichtlich passiere…

Alles in Allem war mein erster Griechenland Aufenthalt sehr gelungen. Zu meinem Vulkan Santorin schaffte ich es nicht. Allerdings war dieser Punkt für das nächste Mal schon so gut wie geplant.