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Jerusalem und Israel

Nunja ich wollte ja eigentlich erst ein paar Worte über Santorini verlieren. Aber Aufgrund meiner neusten Geschäftsreise nach Israel kommt es nun eben so.

Heute ist Samstag, was hier in Israel dem Sonntag entspricht. Shabbat oder wie sie es nennen. Da steht hier eigentlich alles still. Es gibt ein paar arabische Enklaven in denen am Samstag ein normaler Arbeitstag ist. Für die Muslime ist ja der Freitag eigentlich der Sonntag. Man wird also an keinem Tag hier verhungern. Wenn die einen Sonntag haben, dann gibt es sicher noch jemand für den gerade kein Sonntag ist.

Wie auch immer. Da die Baustelle heute dann auch ihren Sonntag einlegt und im Moment keinen 7 Tagesbetrieb hat, dachte ich mir mal nach Jerusalem zu fahren. Wenigstens sind die Straßen heute relativ leer.

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Mit dem Navi finde ich dann auch den Weg zum Mt.of Olives. Einem Hügel im Osten vom Tempelberg. Von hier hat man halt eine gute Aussicht und so früh am Morgen ist der Dunst noch nicht so schlimm der sich den Tag über immer bildet. Der Backofen fängt auch gerade erst an sich aufzuheizen. Allerdings ist es hier auch schon jetzt voller Busse und Touris. Ich finde einen kleinen Fleck auf dem Gehsteig für mein Auto und kann ein paar Bilder schießen. Die Aussicht ist schon super von hier und der Blick auf die Stadt ist schön! Da mein Auto aber nicht gerade auf einem Parkplatz steht, fühl ich mich irgendwie genötigt hier nicht allzu viel Zeit zu verbringen und mache mich stattdessen bald auf den Weg in Richtung der alten Stadt. Auf dem Weg komme ich auch zufällig an einem Parkplatz vorbei der mir zusagt. Liegt im Schatten, kostet nix und ist auch nicht auf der Straße. Den Rest des Weges gehe ich dann zu Fuß.

 

Direkt vor der Mauer des Tempelberges komme ich an einer Müllkippe vorbei. Daneben dann ein Friedhof. Etwas muss ich den Kopf schütteln. Am Eingang dann Soldaten, aber da ich wohlweislich keinen Rucksack mitgenommen habe, geht es recht schnell. Das Tor hieß Löwentor und die Gasse dahinter führt nicht zum Tempelberg sondern dran vorbei in die alte Stadt. Auf dem Weg weht überall ein interessanter Müllgeruch herum und sauber ist es auch nicht gerade. Allerdings ist das wohl auch kaum verwunderlich bei so vielen Leuten die hier täglich durch kommen. Auf dem Weg versuche ich dann nochmal nach links in Richtung Tempelberg abzuzweigen. Die Soldaten weisen mich aber darauf hin, dass es heute nur Zutritt für Muslime gibt. Morgen früh, am Sonntag könne man von der Klagemauer aus aber auf den Berg. Zutritt zur blauen Kuppel ist aber auch dann nicht möglich. Ein Foto durch die Tür darf ich noch machen. Zurück in der Gasse wundere ich mich langsam, was an dieser Stadt so faszinierend sein soll. Natürlich ist es irgendwie schon nett, dass so viele Religionen „friedlich“ zusammen leben. Bei den vielen Soldaten an jeder Ecke ist es aber wohl auch verständlich. Da ich selbst nicht wirklich religiös bin, fehlt mir irgendwie die Verbindung zu dieser Stadt. Für mich ist es einfach nur eine Ansammlung enger Gassen die vollgestopft sind mit kleinen Läden und jeder Menge Touris. Es müffelt auch oft hier und da. Für jede Religion gibt es dann spezielle Orte die wichtig sind. So finde ich auch recht schnell zur Klagemauer. Diese ist für die Juden wohl so wichtig wie für Muslime der Tempelberg. Auf dem Rundgang finde ich auch noch den Weg in eine Kirche, aber recht schnell wird es mir hier einfach zu eng und zu voll.

Geschichtlich ist das hier ja eigentlich schon ein sehr interessanter Ort. Hier und da blicke ich eine vollgestopfte Gasse entlang mit lauter Gittern vor den Fenstern, Klimaanlagen mit Abluftschläuchen und Kabeln und versuche mich ein paar Dekaden zurückzuversetzen, vor die Zeit des Massentourismus. Oder gar ein paar Jahrhunderte, in die Zeit der Osmanen? Oder gleich zu den Kreuzzügen… Oder noch früher? Aber irgendwie will es mir doch nicht so recht gelingen zwischen diesen Mauern irgendwie Ehrfurcht zu empfinden. Das war in Athen zwischen den riesigen Säulen der Tempel irgendwie anders, da kann ich eine Kribbeln hier und da einfach nicht wegreden. Liegt wohl aber auch daran, dass ich mit den griechischen Göttern wohl mehr anfangen kann wie mit dem einen Gott den sich hier die Religionen teilen.

Mein Navi lotst mich wieder zuverlässig durch den Verkehr. Den botanischen Garten den ich noch besuchen wollte finde ich aber trotzdem nicht. Entweder ist er am Shabbat geschlossen, oder es herrscht hier eine Baustelle die ich nicht durchschaue. Da es im Sommer aber dort wohl eh nicht so interessant ist, gebe ich recht schnell auf und entfliehe der Hitze wieder in die Hügel.

Es ist doch interessant das Jerusalem in den „Bergen“ liegt auf ca. 700m Höhe. Die Hügel davor sind wohl noch etwas höher. Kalksteine sind auch hier die vorherrschende Lithologie. Bei meinem ersten Besuch im Winter war ich schon mal etwas wandern. Eigentlich macht es im Winter sogar Spaß die steilen Täler zu beklimmen. Der Tunnel soll genau durch diese Berge führen und den Weg für eine große Wasserleitung nach Jerusalem etwas ebnen, damit es etwas günstiger wird das Wasser von den Entsalzungsanlagen am Meer zur Stadt zu pumpen.

Eigentlich bin ich auch nur zum dritten Mal nun hier, weil die Bohrmaschine eben in eine Höhle gefahren ist. Von diesen scheint es hier schon auch einige zu geben. Können wir nur hoffen, dass es die einzige auf der Tunnelstrecke war. Die große Höhle in der Nachbarschaft ist schon sehr interessant aufgrund der vielen verschiedenen Tropfsteine und einfach auch der großen Räume. Die Höhle die die Bohrmaschine aufgefahren hatte, war bei weitem nicht so groß. Allerdings genauso interessant. Denn diese Höhle hatte vorher noch niemand gesehen. Ich gehörte quasi mit zu den ersten Menschen die einen Fuß in diese Höhle setzen konnten. Das war ein ganz anderes Gefühl, aber genauso überwältigend. Jetzt ist sie leider mit Beton voll gefüllt, damit der Tunnel weiter gefahren werden kann. So ist das ja leider oft mit der Marktwirtschaft. Aber da es hier so viele Höhlen gibt, war sie wahrscheinlich auch nicht erhaltungswürdig, sonst hätten die Höhlenforscher aus Israel sicher anders entschieden.

Mal sehen ob mich mein nächstes Wochenende vielleicht noch nach Haifa führt. Die Stadt soll angeblich hübscher sein.

Eine andere Diskussion die ich jetzt eigentlich nicht lostreten will, aber irgendwie trotzdem kurz erwähnen muss, ist wohl eine Frage für die ich sicher nicht qualifiziert bin eine Antwort zu geben. Aber aus der Sicht die ich hier auf der Baustelle mit bekomme scheint es ziemlich ungerecht zu sein. Es gibt wohl in fast jedem Land ähnliche Situationen. Hier in Israel sind es eben die Palästinenser. Es klingt auf jeden Fall fies, wenn ich höre, dass dieselben in Israel zwar gebraucht werden, aber wohl nicht wirklich willkommen sind. Gebraucht werden sie da sonst einfach nicht genug Arbeiter da sind um Jobs zu machen die Israelis sowieso nicht machen wollen. Es ist ihnen aber nicht erlaubt in Israel zu übernachten. Dafür brauchen sie dann neben der allgemeinen Einreisegenehmigung und der Arbeitserlaubnis auch eine Übernachtungserlaubnis. Außerdem müssen sie jeden Monat aufs neue ca. 2500 Schekel für die Arbeitserlaubnis berappen. Grob überschlagen nach Abzug aller die sonst noch ihre Hand an deren Gehalt auf halten, wie z.B. dem „Labor Supplier“, bleiben den Jungs wohl nur noch ein paar hundert Schekel im Monat die sie als Lohn mit nach Hause nehmen können. Unverheiratete Palästinenser haben sowieso nur Zugang zu Jobs bei denen sie keinen Zugriff auf Geräte wie Bagger oder ähnliches haben, die man für einen Anschlag missbrauchen könnte. Aber ich will mir da jetzt kein Urteil erlauben, sondern nur meine Sicht auf die Dinge schildern. Es ist sicher schwer in einem Staat wie Israel die Ordnung aufrecht zu erhalten. Ungerecht geht es überall auf der Welt zu.