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The Red Centre – Kings Canyon

Australien 2017 – Das rote Zentrum – Teil 1

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Ich kam Nachmittags in Alice an, und wir fanden uns am winzigen Flughafen auch recht schnell. Ziemlich entspannt hier ohne irgendwelche Busse oder ähnliches, läuft man einfach zum Gebäude. Als erstes stand dann eine kleine Tour durch die Stadt selbst auf dem Programm. Der Anzac Hill, ein kleiner Denkmalhügel, war sozusagen der Abschluss mit Sonnenuntergang. Auch in den nächsten Tagen war ich noch etwas mit Alice beschäftigt. Dem botanischen Garten und dem Reptilienhaus. Ich hatte mich schnell eingelebt und fühlte mich auf entspannende Weise auch irgendwie wohl.

Schon am ersten Wochenende fuhren wir dann aber mit Crystal gen Westen.

Kings Canyon

Das Beste an Australien ist, dass es so einfach ist zu campen. Zwar darf man auch hier oft nicht einfach so campen, gerade in Nationalparks gibt es dafür auch angelegte Stellen. Diese sind aber nicht betreut und wirken auch viel natürlicher, wie diese Anlagen in Europa die voller Wohnwagen stehen. Außerhalb gibt es aber oft auch Rastplätze an denen man sein Lager aufschlagen kann. Nach einer abenteuerlichen Fahrt durch die Westmacs und einem kleinen Abstecher zu dem ca. 140 Ma (Ma = Millionen Jahre) alten Meteoritenkrater Tnorala (Gosse Bluff), fanden wir so auch einen netten Lagerplatz auf einer Klippe mit guter Aussicht. Ein paar andere Camper waren auch schon da, aber es ging recht zivilisiert zu. Jetzt im Winter war die Feuergefahr auch nicht mehr so groß und ich zog nochmal los um etwas Feuerholz zu sammeln. Leider gibt es immer mehr Leute denen das auch schon zu viel Aufwand ist und die lieber die grünen Zweige der Büsche abreißen und verbrennen als etwas vorauszuplanen und sich vorher Holz zu besorgen. Naja Idioten gibt es leider überall. So langsam wie hier alles wächst, wird so auch ein schöner Rastplatz bald zu einem kahlen Felsen.

Früh am Morgen zwang ich mich aus den Federn zu kriechen um meine neue Fotoausrüstung auszuprobieren. Einen Startracker hatte ich mitgebracht, damit dreht sich die Kamera entgegen der Erdrotation und die Sterne bleiben scheinbar stehen. So kann man auch lange Belichten ohne, dass Sterne zu Strichen werden. Einzige Voraussetzung ist, dass man den jeweiligen Pol findet. Hier im Süden gibt es keinen Polarstern und es gestaltete sich etwas schwieriger. Dennoch sind mir ein paar sehr hübsche Aufnahmen gelungen. Ein weiterer Bonus in Australien. Erstens sieht die Milchstaße im Süden schöner aus, da man Richtung Zentrum schaut und zweitens gibt es eben viel weniger störendes Licht.

Zwei Stunden später raschelte es dann wieder im Zelt und wir konnten unser morgendliches Frühstück genießen. Zu guter letzt begrüßte uns auch noch ein neugieriger Dingo mit einem Geheul.

Der Ausflug zum Canyon [9] war auf jeden Fall beeindruckend. Ich glaube Bilder sprechen da eine deutlichere Sprache. Steile Klippen, fast schon Mondlandschaften oder Ruinen längst vergangener “Städte”, und dazwischen dann ein ruhiges Wasserloch, von Palmen (oder deren “Vorgängern”?) gesäumt. In einer Steilwand hat Anett die Enterprise aus StarTrek entdeckt. Angeblich ist vor ein paar Jahren an den Klippen jemand wegen eines gewagten Fotos abgestürzt. Seit dem wird das von den Gruppen nicht mehr gemacht. Viele der Besucher hier haben eine Tour in Yulara gebucht. Ist neben Alice der einzige Flughafen der nur eine Tagesreise entfernt ist. Es ist auf jeden Fall ein sehr schöner Rundweg für einen Tag. Wenn man mehr Zeit hat, kann man auch eine 2-3 Tagestour zum nächsten Wasserloch unternehmen.

Da wir aber nur ein längeres Wochenende hatten, ließen wir es gut sein und kehrten mit etwas Feuerholz zurück zu unserem Rastplatz. Leider sollte es kein so geruhsamer Abend wie der letzte mehr werden. Es war schon ziemlich voll und leider auch einige junge Work&Travel Touristen, die ohne Rücksicht einfach einen Zweig nach dem anderen abbrachen um ihr rauchendes Feuer am Laufen zu halten. Trotzdem war es schön so draußen am Feuer zu sitzen, zu palavern und in den Himmel zu starren.

Auf dem Rückweg über die südliche Dirt-Road, kamen wir an einigen Autowracks vorbei. Angeblich ist es wohl sogar so, dass diese von den Fahrern selbst demoliert werden, wenn sie in “fremden” Territorium liegen bleiben. Dem benachbarten Stamm wird nichts gegönnt, da macht man wohl noch lieber das Auto selbst kaputt. Natürlich nur bei denen die sowieso nicht mehr zu retten sind, weil sie sich überschlagen haben oder ähnliches. Die Wracks bleiben dann liegen, und sind schweigende Zeugen dafür, dass der Spaß auf Dirt-Roads auch schnell ein Ende haben kann, wenn man sich das Adrenalin zu Kopf steigen lässt.

Auch die Henbury Meteorite Craters ließen wir nicht aus. Sie sind deutlich jünger und auch kleiner als Tnorala. Vor knapp 5000 Jahren kamen hier wohl mehrere Einzelteile eines Meteoriten auf. Er zerbrach bei 40000 km/h in der Atmosphäre. So ist der größte Krater knapp 200 m groß. Im Vergleich dazu war Tnorala ca. 20km groß. Dort kam damals wohl ein einzelner, ca. 600 m großer Brocken vom Himmel. Allerdings sieht man hier bei Henbury eben noch die ursprünglichen Krater. Bei Tnorala sind es eher die Überreste des durch den Einschlag veränderten Materials im Untergrund. Dadurch wurde es hat es der Verwitterung in den besser stand gehalten und ist deswegen heute noch zu sehen. In 140 Ma wird man von Henbury höchstwahrscheinlich nichts mehr sehen.

Ein letzter Stop auf dem Weg zurück nach Alice, führte uns zum Road House Stuart Wells am gleichnamigen Highway. Anett schaffte es nur leider ihren Ice Coffee auf dem Boden zu verteilen und wollte sich keinen neuen gönnen. Ich hatte glaube ich sowieso nur ein Eis. Trotzdem konnten wir etwas die Beine strecken und einen Blick auf die Kamele und Emus werfen. Wenn mich nicht alles täuscht waren dort glaube ich sogar ein paar Pfauen zu sehen. Es hat halt so seinen eigenen Flair, ein Roadhouse mitten im Nichts. Sowas gibt es in Europa nicht zu sehen.

Hoffentlich geht’s bald mit Teil 2 weiter 😉
Ich werde die Reise aber nicht chronologisch beschreiben. Habe mich dazu entschlossen sie geographisch zusammen zu fassen.