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Santorini

So da ich im Moment ja etwas Zeit habe, komme ich endlich mal dazu ein paar Zeilen über den berühmten Vulkan im Mittelmeer zu schrieben.

Es ist mal wieder einem Problem mit einer Tunnelbaustelle zu schulden, dass ich überhaupt die Chance bekam ein paar Tage freizunehmen um die Insel zu erkunden. Bei der Installation hatte ich einen Streifzug durch Athen unternommen. Nun war für mich von Anfang an klar, dass ich einige Tage auf Santorini verbringen wollte. Für die Hinfahrt buchte ich eine normale Fähre, für die Rückfahrt eine Personenfähre, da es die einzige war die noch recht spät am Abend von Santorini los fuhr.
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Entstehung und Geschichte

Die Insel selbst bekam ihr heutiges Erscheinungsbild vor ca. 3650 Jahren. Die letzten Datierungen gehen vom Jahr 1613 v.Chr. aus. Die Größe der Explosion wird mit einer Stärke 7 auf dem Vulkan Explosionsindex (VEI) diskutiert. Geschätzt wird, dass damals so 30-70 km³ Material ausgeworfen wurden. Das wäre ca. 20 Mal mehr als der Vesuv im Jahre 79 n.Chr. oder 50 Mal mehr wie der Mt. St. Helens 1980. Erdbeben, Glutwolken und Tsunamis waren wohl die Folge. Seither kam es zu Vielzahl kleinerer Ausbrüche die den neuen Kameni Vulkan und die gleichnamigen Inseln im Zentrum der Caldera wieder aus 500m Tiefe wachsen ließen. Nennenswert wäre wohl noch das letzte große Seebeben 1956 mit einer Stärke von 7.4 auf der Richterskala. Damals wurden die meisten Ortschaften auf der Insel stark beschädigt oder komplett zerstört.

Lange Zeit ging man davon aus, dass der große Ausbruch vor ca. 3650 Jahren für den Untergang der Minoischen Kultur verantwortlich war. Bis zu 12m hohe Flutwellen wurden auf Kreta nachgewiesen. Neuste Datierungen zeigen aber, dass dem nicht so war. Wahrscheinlich wurden die Minoer aber durch den Ausbruch stark getroffen, was dann vielleicht zu deren Untergang ca. 150 Jahre später führte. Auf jeden Fall stammt eine der gut erhaltenen alten Städte auf der Insel aus dieser Zeit von vor dem Ausbruch. Akrotiri wird sie genannt. Es waren wohl auf jeden Fall sehr wohlhabende Bewohner. Mit Wandgemälden in den Häusern, ganzen Badehäusern und einer Kanalisation. Anders als beim Vesuv wussten die Bewohner wohl schon vorzeitig, dass ein Ausbruch bevor stehen würde und sie konnten die Insel verlassen. Bei den Ausgrabungen wurden keine menschlichen Überreste gefunden. Ob sie dann später auf Kreta von den Tsunamis trotzdem umkamen ist nicht sicher. Nach dem Ausbruch war die Stadt von meterhohen Schichten begraben und so gut geschützt.

Ca. 700 Jahre später, so ungefähr 900 v.Chr. bauten die Spartaner wohl eine Art „Marine Stützpunkt“ auf einem Grat des Berges Profitis Ilias. Dieser ist im Moment immer noch der höchste Berg auf der Insel und, bis auf ein paar kleine Stellen, der wohl einzige Fleck der Insel der nicht aus Vulkangestein besteht. Es handelt sich im Prinzip um einen Block aus Marmor. Schön Steile Hänge zu allen Seiten hin machten die Siedlung zu einer perfekten Festung gegen Plünderungen. Die Überreste dieser Siedlung sind neben Akrotiri die zweite ganz gut erhaltene Stadt. Die Lage auf dem Block aus Marmor, machte sie wohl gegenüber Erdbeben auch etwas weniger anfällig. Außerdem war genau dieses Marmormassiv früher die einzige natürliche Süßwasserquelle auf der Insel. Das Vulkangestein, aus dem der Rest der Insel besteht, ist einfach viel zu porös um einen Wasserstauer zu entwickeln.

Tag 1 : Kraterrandweg nach Oia

Nun aber genug geschichtliche Einblicke. Meine Fähre kommt Mittags dort an und ich bin erst Mal überwältigt von den Touristenmassen. Obwohl ich quasi im letzten Monat die Insel bereise der noch touristisch bedient wird, wird es mir am Hafen fast schon zu viel den Bus nach Fira zu finden. Aber bevor ich den ganzen Nachmittag damit vergeude darüber nachzudenken, mache ich mich dann auch schon recht bald auf um den Kraterrandweg nach Oia zu laufen. Dafür sollte am Nachmittag noch genug Zeit sein. Der erste Teil des Weges führt durch weiße Häuserschluchten, vorbei an Villen und Luxussuiten. Manche direkt in die Calderawand gegraben. Dafür werden sicher vierstellige Beträge pro Nacht fällig.

Kurz nach dem Skaros Felsen, den ich heute mal ausklammere, hört das aber auf und der Weg verläuft schön entlang an der Caldera. Mal sieht man eher in die eine Richtung und noch schön wie die Seiten des ehemaligen Schichtvulkans seicht im Meer versinken. Mal sieht man in die andere Richtung und hat den Steilhang vor sich der in der Caldera endet. Das riesige Loch was damals entstanden ist, ist immer gut erkennbar. In dessen Mitte bilden sich die neuen Inseln. Irgendwie doch ein einmaliges Gefühl auf dem Überbleibsel einer solchen Naturgewalt zu stehen, die eine einzigartige Landschaft und auch Vegetation geschaffen hat. Die Wechsel zwischen hellen Tuffen und Bimssteinen und dunkler Lava sind faszinierend auf ihre eigene Weise. An einem Aufstieg kann man dann auch Esel und ihre Führer bezahlen um hochgetragen zu werden. Scheinbar ist es ein beliebter Service. Auch wenn ich jetzt nicht übermäßig vielen Leuten auf der Wanderung begegne, ist es doch recht belebt und über den Tag hinweg kommen wohl einige zusammen die sich das Vergnügen leisten. Zumindest liegt auf dem Weg dementsprechend viel Mist rum den die Esel dann halt hinterlassen. Mir tun die Esel in ihrem kleinen Stall etwas leid. Vielleicht würden sie sich schon fast freuen wieder jemand den weg entlang zu tragen. Auf dem Weg selbst gibt es einige schöne Ausblicke auf die Caldera.

Immer wieder schallt ein Wums vom neuen Krater herüber. Ich überlege schon, was da wohl wieder untersucht wird. Irgendwelche seismischen Untersuchungen mit kleinen Sprengungen? Nach jedem Knall steigt eine kleine Rauchwolke von der neuen Kraterinsel auf. Oben an der Kapelle angekommen, öffnet sich dann der Blick auf Oia am Fuße des Hügels. Ich entscheide mich etwas hier zu verweilen und dem Treiben auf der neuen Vulkaninsel zuzusehen. Außerdem ist der Sonnenuntergang nur noch eine gute Stunde entfernt. Schnell nachdem ich einen bequemen Felsen mit guter Aussicht gefunden habe, ist die Entscheidung auch gefällt den Sonnenuntergang von hier zu betrachten anstatt mich noch zur Zitadelle in der Stadt vorzukämpfen wo wohl eh schon Gott und die Welt sich drängt. Bald darauf erfahre ich auch von einem Paar das sich hinter mir nieder lässt, dass heute das Kraterfest gefeiert wird und der Krach wohl zu den Vorbereitungen für das Feuerwerk gehört. Wenn das mal kein guter Zufall ist. Noch ein Grund mehr hier zu bleiben und das Feuerwerk zu genießen.

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Beides ist dann auch ein Erlebnis für sich. Die Sonne verschwindet früher als gedacht hinter Staub- und Dunstschwaden, aber es wirkt trotzdem gut, gerade mit dem Dorf weiter unten. Sobald es dann richtig dunkel ist fängt auch das Feuerwerk an. Die Insel ist weiter weg als ich vermutet hätte, aber die vielen kleinen Boote die das Meer mit Licht tüpfeln, überbrücken die Distanz auch sehr schön. Den Busplan für die Rückfahrt kann ich dann kaum entziffern und beschließe doch noch in die Stadt zu laufen um vielleicht noch ein Taxi zu ergattern. Auf dem Weg kann ich dann aber doch noch durch einen kleinen Spurt den letzten Platz im Bus ergattern. Er hält an keiner Station mehr bis ich aussteigen muss. Heute ist also wirklich alles gut gelaufen. Etwas erledigt versinke ich in einem der Betten die in meiner Ferienwohnung so rumstehen.

Tag 2: Profitis Ilias

Meine nächster Tag führt mich dann noch zu Fuß von Pyrgos über den ca. 500m hohen Marmorfelsen hin nach Alt-Thira, der alten Siedlung der Spartaner. Es bieten sich auch hier einige erstaunliche Ausblicke von oben hinunter auf den Rest der Insel. Die alten Stein oder Bimsbrüche unter mir sind auch interessant. Da bekomme ich doch fast Lust auch dort mal herum zu stöbern. Aber dieses Mal ist dafür wohl keine Zeit. Die Spartaner hätten sich wohl keine bessere Lage für ihre kleine Siedlung aussuchen können. Gut geschützt nach allen Seiten durch steile Hänge, ein wunderbares Panorama aufs Mittelmeer was dann auch als Hintergrund im alten Amphitheater gedient hat.

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Auf dem Weg nach unten komme ich dann noch an einer kleinen Kapelle vorbei die in eine der Höhlen in der steilen Felswand gebaut ist. Angeblich ist das ja ein Lebensziel vieler Griechen. Sie bauen sich halt ihre eigene kleine Kapelle. Zumindest wurde mir das gestern so erzählt. Am Abend erreiche ich dann den Strand in Perissa. Außer dass er schön schwarz ist, macht er mich aber nicht sonderlich an. Eigentlich ist er komplett mit Sonnenliegen voll gestellt. So steige ich nach einer kleinen Runde auch in den nächsten Bus zurück nach Fira um dort noch etwas durch die Gassen zu schlendern und was zu mampfen. Spontan buche ich noch eine Vulkantour für den nächsten Morgen.

Tag 3: Neuer Vulkan & Akrotiri

So steige ich dann am nächsten Tag auch recht früh die vielen Stufen hinunter zum alten Hafen. Dort holt mich und die anderen Tourteilnehmer dann eines der kleinen Boote ab um uns zuerst zum Baden zwischen den heißen Quellen und bringen und dann zu einer kleinen Wanderung auf den neuen Vulkan selbst. Zwischen den Quellen zu schwimmen ist schon interessant. Hauptsächlich aber, weil das Wasser eben eine lustige Farbe hat und weil es am Rand tatsächlich ziemlich warm ist. Nach Schwefel riecht es nur ein bisschen und davon dass es hier schwerer sein soll über Wasser zu bleiben merke ich auch nichts. Vielleicht gibt es im Moment einfach zu wenig Gasblasen vom Meeresboden als dass es ins Gewicht fallen würde. Es macht trotzdem Spaß mal schwimmen zu gehen.

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Die kleine Wanderung zum Vulkan selbst ist aber noch interessanter. Hier sieht und riecht man richtig wie die Schwefeldämpfe aufsteigen. Außerdem ist der Boden stellenweise so heiß, dass man die Steine kaum anfassen kann. Durch die Schuhe sind die Füße etwas isoliert. Zu lange kann man an diesen Flecken aber auch nicht stehen bleiben. Es gibt auf der Insel mehrere kleine Krater die alle zu anderen Zeiten aktiv waren. Mal sehen wo der nächste kleine Ausbruch die Insel wieder ein Stück wachsen lässt. Der Blick zurück zur Caldera ist natürlich auch toll. Die 300m hohe Wand mit verschiedenen Schichten baut sich in einiger Entfernung auf. Durch den Dunst zur Mittagszeit leider nicht mehr ganz so deutlich zu sehen.

Am Nachmittag miete ich mir dann ein Quad für einen Tag um auch noch Akrotiri und das Cap am äußersten Süden zu erkunden. In den Kurven hab ich das Gefühl als ob mein Teil gleich auseinanderbrechen würde. Es eiert und wackelt die Straße entlang. Zum Glück gehen wenigstens die Bremsen noch einigermaßen. Ich hoffe einfach nur, dass es mich aushält und nichts passiert. Die Tankuhr ist auch kaputt, das merke ich aber erst am Cap. Dort gibt es auch faszinierende Felsformationen in unterschiedlichen Farben zu bestaunen. Gelbtöne, Rottöne, schwarze Felsen und dazu das blaue Meer und ein paar grüne gedrungene Büsche. Leider wird immer mehr einfach alles zugebaut. Überall stehen halbfertige Häuser die wohl neue Appartements oder Ferienwohnungen oder sonstwas geben werden. Kein Wunder bei den Touristenmassen die es jedes Jahr hierher verschlägt. Trotzdem irgendwie schade.

Zurück am Quad zeigt die Tankuhr plötzlich leer. Obwohl sie vorher auf halb war. Fast drängen sich mir schon Gedanken auf ob mir vielleicht jemand Benzin gestohlen hat. Die Tankdeckel sind nämlich alles andere als sicher. Etwas in Panik fahre ich zurück zur nächsten Tankstelle. Dort stellt sich dann heraus, dass eigentlich schon noch was drin gewesen wäre. Aber ich fülle trotzdem auf um den Ärger damit los zu sein. Beim Bezahlen fällt mir dann auch ein, dass ich meinen Führerschein ja beim Quadvermieter gelassen habe. Bzw. er wurde mir nicht zurück gegeben. Wieder drängen sich mir Gedanken auf. Was nun bei einer Polizeikontrolle wäre und ob ich ihn dann morgen wieder zurück bekomme? Die kann ich aber schnell verdrängen und sage mir einfach, dass das so hier normal ist und der Führerschein wohl das Pfand. Die Polizei weiß das sicher. Außerdem hab ich hier eh noch keine Kontrollen gesehen. Dafür muss wohl schon ein Unfall oder sonstwas passieren.

Von der Tankstelle geht es dann auf nach Akrotiri, der ältesten Stadt auf der Insel. Über 3600 Jahre alt und trotzdem noch gut erhalten. Ganz so wie in Athen kribbelt es mir nicht über den Rücken, obwohl das hier noch älter ist. Irgendwie wirkt es in der dunklen Halle die als Witterungsschutz gebaut wurde aber nicht so gut. Außerdem sind viele der Wandmalereien und anderen Sachen in verschiedene andere Museen abgegeben worden. Bleiben tun also irgendwie nur graue Häuser in einer dunklen Halle. Hier und da versuche ich dem Guide eines Paares etwas zu lauschen und eben über die Schilder etwas zu erfahren. Trotzdem war das Gefühl auf der Akropolis und den anderen Tempeln in Athen irgendwie überwältigender.

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Am Red Beach lasse ich den Tag dann ausklingen und sammle noch etwas roten Sand zum mitnehmen. So spät im Jahr wurden die meisten Sonnenliegen hier schon weggeräumt, das den ganzen Anblick etwas verbessert. Der Zugang ist auf eigene Gefahr und eigentlich verboten, da die roten “Felsen” recht bröselig sind und es ständig irgendwo runter regnet. Könnte also jeder Zeit auch was Größeres runter brechen. Zurück in Fira, gönne ich mir dann ein Abendessen im Restaurant gegenüber. Irgendwas mit Auberginen was angeblich für Santorini typisch ist. Es schmeckt nicht schlecht, aber auch nicht überwältigend.

Tag 4: Pyrgos nach Emporeio auf dem Eselspfad

Am letzten Tag muss ich mein kleines Gepäck mitschleppen, da ich ja morgens schon meine Bude verlassen muss. Eigentlich habe ich vor den Tag gemächlich anzugehen und noch etwas den Süden der Insel zu erkunden. Mit dem Bus fahre ich wieder nach Pyrgos wie am zweiten Tag schon. Dieses Mal nehme ich mir aber die Zeit das Dorf etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Es gibt schon ein paar nette Gebäude und wohl auch Kirchen im Stadtzentrum. Stellenweise laufe ich sogar über die Dächer der Gebäude und die Sicht in Richtung Osten an die Küste ist frei.

Statt auf den Berg hinauf zu laufen mache ich mich auf die Suche nach dem alten Eselpfad der nach Süden, nach Emporeio führt. Er ist gar nicht so einfach zu finden. Die Beschilderung ist auf der Insel recht mau. Mit Händen und Füßen versuche ich die Information von einem Bauer zu bekommen. Dieser zeigt mir dann einen kleinen Pfad der am Rande seines Grundstücks verläuft. Wirklich ersichtlich war der 50cm breite Trampelpfad, der 1m höher verläuft als der Weg zu seinem Haus, für mich nicht. Aber einmal gesehen ist es mir auch klar. Ich versuche mich zu bedanken und gehe meiner Wege. Vorbei an etwas traurig und klein aussehenden Gehegen mit Schafen und Schweinen darin. Sehr kleine Behausungen für die Tiere. Das ganze Gehöft verbreitet nicht den Eindruck eines wohlhabenden Eigentümers so wie das am Calderarand der Fall ist… Etwas weiter geht der Weg dann auch plötzlich auf und ist sogar richtig gepflastert. Das ist wohl die echte alte Eselstraße. Schön mit kleinen Mäuerchen am Rand mit Eidechsen.

Alle paar Kurven gibt sich der Blick auf ein Tal unter mir frei in dem auch wieder eine kleine Kirche steht. Im lockeren Tuff gibt es auch mehrere Höhlen oder Keller. Ob sie natürlich entstanden sind oder gegraben wurden kann ich auf die Entfernung nicht ausmachen. Im Sommer sind sie aber bestimmt herrlich temperiert. Bald schon tut sich das nächste Dorf vor mir auf und in engen Gassen geht es in Richtung Stadtzentrum. Eigentlich hatte ich vor mir noch die Windmühlen anzuschauen. Allerdings verwerfe ich den Plan nach einem Blick auf meine Uhr und mache mich lieber auf nach Perissa um den nächsten Bus zu erwischen. Immerhin sollte ich ja rechtzeitig Abends am Hafen sein um meine Rückfahrt nicht zu verpassen.

Am Ende stellt sich raus, dass die Fähre über eine Stunde Verspätung hat. Außerdem ist die Überfahrt zurück nach Athen eine Holperstrecke ohne Vergleich. Da die Fähre nur eine kleine Personenfähre ist wird sie von den Wellen extrem durchgeschüttelt. Stellenweise fällt es schwer überhaupt an Deck herumzulaufen. Zum Glück ist die Fähre ziemlich leer und ich finde im Heck Bereich eine Sitzreihe ohne Armlehnen wo ich mich hinlegen kann. Ich weiß nicht ob ich mich wirklich als seekrank bezeichnen würde, aber unwohl ist mir auf alle Fälle. Nach Mitternacht, in Hafen von Piräus, ist das Gefühl dann aber mit festem Boden unter den Füßen auch gleich wieder verflogen.

Athen

Posted By Jens On In Deutsch,Weltenbummel | No Comments

Nikaia

Ist wohl nun auch schon einige Wochen her, dass ich da war. Insgesamt zwei Mal letztes Jahr. Im Frühling und im Herbst. Nun will ich aber noch versuchen ein paar Momente zu beschreiben. Eigentlich war ich wieder da wegen einer Tunnelbaustelle in Athen. Eine Metro Linie wird erweitert. In Zukunft kann man dann mit nur einmal Umsteigen direkt vom Flughafen zum Hafen fahren. Und vielleicht auch irgendwann direkt. Die Geologie in Athen ist allerdings nicht homogen. Es gibt Bereiche mit mafischen Gesteinen die für den Tunnel keine großen Probleme darstellen, aber leider auch ein paar Marmore und Kalktuffe. Sieht man auch schön wenn man zur Akropolis aufsteigt, dass die Kalksteine eben nicht alle gleich sind. Unser Gerät wurde mal wieder wegen der möglichen Hohlräume in den Kalksteinen geordert. Da ich mir das Autofahren in Athen klemmen wollte, verbrachte ich die ersten Tage der Woche eigentlich nur in einem Wohnviertel im Westen von Athen. Dort gab es hauptsächlich das alltägliche Leben der Leute zu sehen, kaum Touristen. Aber abgesehen von der „Autobahn“ vor dem Hotelfenster, war das auch mal sehr schön. Die Leute waren alle nett und hilfsbereit. Allerdings konnte ich außerhalb der Baustelle mit Englisch nur bedingt was anfangen.

Zentrum

Ich beschloss das Wochenende zu bleiben und die Innenstadt von Athen zu erkunden. Immerhin war das ja eine Chance die Akropolis selbst zu sehen und das Wetter war geradezu perfekt. Ein kühler Wind hatte die Woche über die dunstige Luft aufs Meer geblasen und die Sicht war einmalig gut. Taxis waren im Vergleich zu Frankfurt/Mainz gerade zu spottbillig. Noch günstiger die Ubahn und Busse. Mit unter 10€ konnte ich ein Ticket für 5 Tage durch ganz Athen kaufen. Dafür hatten die Eintrittspreise wohl stark zugenommen. Mit dem Kombiticket für über 30€ konnte ich mir wenigstens die ganzen Hauptattraktionen anschauen. Ich fing im Westen der Akropolis an und war erst noch erstaunt wie wenig Leute unterwegs waren. Aber das lag wohl zum einen noch an der frühen Tageszeit und zum anderen, dass es hier wohl eher die kleineren Sehenswürdigkeiten waren. Trotzdem waren diese schon beeindruckend. Die riesigen Säulen aus Marmor, wie Zeugen aus einer anderen Welt. Die Zeit verging wie im Flug und hin und wieder ließ ich sie auch einfach absichtlich auf einer Bank verstreichen und stellte mir vor wie es hier wohl vor ein paar tausend Jahren zugegangen sein mochte. Da verspürte ich doch ein leichtes Kribbeln über die Haut fahren. Solche Monumente der Zeit kann man nicht an vielen Stellen der Welt bewundern. Noch dazu in so einer Stille.

Je weiter ich das prominente Plateau aber erklomm, desto mehr Touristen wurden es. Am Eingang war dann schon eine riesige Schlange am Ticketschalter. Was für ein Glück, dass ich mein Kombiticket schon an einer anderen Stelle gekauft hatte. So konnte ich die Schlange geflissen ignorieren. Allerdings war ich dann doch nicht dazu bereit einen Führer zu bezahlen. Zwar wurde mir das von einigen auf der Baustelle wärmstens empfohlen, aber bisher habe ich mich auch meist ganz gut mit den Schildern durchgeschlagen. Außerdem konnte ich mir so soviel Zeit nehmen wie ich wollte. Zwar ist wohl das Fischeye Objektiv nicht gerade ein ideales Architektur Objektiv, wie ich mir später anhören musste, aber ich hatte es da gerade relativ neu gekauft und wenn ich noch ein Stativ dabei gehabt hätte, wäre die Spielerei wohl perfekt gewesen. Gerade weil die Aussicht durch die klare Luft auch so genial war an diesem Tag, machte es richtig Spaß durch die alte Anlage zu spazieren und meiner kläglichen Erinnerung von griechischer Geschichte wieder etwas auf die Beine zu helfen. Traurig wenn man erfahren muss, dass die Tempel hauptsächlich durch Kriege zerstört worden waren. Ein direkter Treffer in ein Pulverlager hier oben hatte wohl unter anderem für starke Verwüstung gesorgt.

Trotz April knallte die Sonne schon recht mächtig vom Himmel und gegen Mittag vermutete ich schon einen Sonnenbrand kassiert zu haben. Nach meinem Abstieg durch den Garten und das Amphitheater machte ich mich auf die Suche nach ein paar Postkarten. Immerhin war ich hier ja mal auf einer Baustelle unterwegs wo man die noch recht einfach finden könnte. Während der Mittagspause auf einem kleinen Berg gegenüber der Akropolis wurden dann auch gleich die ersten Karten vollendet und in den nächsten Kasten gedrückt.

Eine Portraitzeichnerin die scheinbar auf einen Kunden wartete gefiel mir und ich drehte kurzerhand um. Sie sprach ganz gut Englisch und wir kamen etwas ins Gespräch. Sie kam wohl aus dem Norden von Athen und musste jedes Mal über eine Stunde Fahrzeit einplanen um hier Touristen zeichnen zu können. Ihr Bild von mir gefiel mir auch. Aber irgendwie kam mir erst später in den Sinn ihr etwas „Trinkgeld“ zu geben. Als ich am Abend dann aber nochmal dort vorbei lief um zu schauen ob sie noch da war, war sie es natürlich nicht mehr. Schon komisch, im Restaurant, kommt mir der Gedanke an Trinkgeld automatisch. Meistens gebe ich dann auch was, obwohl es ja eigentlich nur extra ist. Für guten Service oder was auch immer. Hier kam ich erst viel zu spät überhaupt auf den Gedanken, obwohl sie es wahrscheinlich viel mehr verdient hätte als irgendwelche Kellner die mir halbherzig das Essen an den Platz bringen und ich dann schon allein deswegen meist etwas da lasse, weil ich mir sonst komisch vorkomme.

Mein Weg führte weiter nach Osten. Zwischen weiteren riesigen Zeugen der Vergangenheit, von denen manche umgefallen da lagen und ihre immer noch monumentalen Einzelteile verstreut hatten, musste ich erneut innehalten. Kurzerhand beschloss ich auch, dass ich zwar gerne noch einen Tag hier verbracht hätte, aber ich wollte auch gerne mal das Meer und die Inseln sehen. An vielen der Stände die hier überall standen hingen Angebote über Kreuzfahrten durch das ägäische Meer. Darunter auch welche die an einem Tag nach Hydra und über zwei weiter Inseln wieder zurück fuhren. Nach einigem Zögern schlug ich zu und machte mich dann auf den Weg zum alten Olympischen Stadion. Das war wohl von irgend einem reichen Griechen vor nicht allzu langer Zeit wieder komplett saniert worden. Alle Sitzbänke waren wieder aus Marmor und alles sah wohl so aus wie es früher mal aussah. Allerdings eben neu. Zwischendrin waren die Steine wohl mal als Baumaterial verwendet worden. Hier gab es sogar einen Audioguide zum Eintritt mit dazu. So beeindruckend es auch war, etwas über die Spiele und das Stadion durch die Zeit zu hören, so perfekt die Geometrie der Stufen auch war, es konnte irgendwie nicht mit den eindrucksvollen Säulen mithalten. Ich denke es lag einfach daran, dass die Säulen noch größtenteils alt und von damals ehrfurchtsvoll da standen und das Stadion eben neu gemacht worden war.

Irgendwie war danach auch mein Limit an kultureller Aufnahmebereitschaft erreicht und ich beschloss lieber mit der Straßenbahn noch etwas ans südliche Ende von Athen zu fahren um dort am Meer spazieren zu gehen. Zum Baden war es im April einfach noch zu kalt. Leider war das spazieren nicht so einfach. Was auf Googlemaps wie eine kleine Parkanlage auf einer kleinen Halbinsel aussah, entpuppte sich als stillgelegte Ferienanlage die eingezäunt war. Am Zaun konnte man etwas außen herum laufen und die Küste bewundern. Allerdings ging es auf der anderen Seite nicht mehr zurück wegen abgesperrter Privatgrundstücke. Also wieder alles zurück marsch marsch bevor es zu dunkel wurde. In mein Viertel ging es von der Stadtmitte dann eh nur mit dem Taxi weiter. Also entschloss ich mich noch ein paar Nachtbilder von der Akropolis zu schießen. Zum Glück traf ich einen netten Griechen dort oben mit Stativ. Er konnte sehr gut Englisch, und wir kamen ins Gespräch. Er arbeitet wohl in London und kommt nur noch ab und zu hier her um seine Familie zu besuchen. Er lieh mir sein Stativ für ein paar Schnappschüsse. Aber er hatte es wohl doch recht eilig um wieder zum Bahnhof oder so zu kommen. Meine Zeit mit Bilder knipsen zu verplempern war also auch recht bald vorbei. Und nachdem ich ein paar Minuten den Tag rekapitulieren konnte, beschloss ich noch etwas zu Abend zu essen bevor mich ein Taxi wieder zum Hotel bringen konnte. Morgen musste ich ja schon früh am Hafen sein für die kleine Inseltour.

Bootsreise

So gegen 7 Uhr sollte das Boot aus Athen auslaufen. Ich war zwar pünktlich da, aber wegen den vielen Flüchtlingen war der ganze Hafen durcheinander gekommen und der Pier war nun ein anderer. Naja gut, trotzdem kam ich noch rechtzeitig an Board. Die Tour ging los Richtung Hydra. Einer wohl malerischen Insel ohne Autos und ohne moderne Hotelbunker. Anscheinend dürfen noch nicht mal Sat Schüsseln auf den Dächern zu sehen sein. Ein paar Traktoren gibt es wohl für die Landwirte, der Rest wird aber mit Eseln oder Pferden erledigt.

Auf der Überfahrt lernte ich zwei Amis und Franzosen kennen. Die beiden Franzosen waren ursprünglich aus verschiedenen Ländern in Afrika. So kamen wir über Liberia ins Gespräch. Die Amis hatten die Wahl als Thema. Der eine favorisierte zwar Trump, aber dachte damals noch dass Hillary gewinnt. Tja sein Traum ist wohl auch in Erfüllung gegangen. Wie jedes Schiff stank es ordentlich nach Dieselabgasen je nachdem wo man sich an Deck befand. Die Sonne bratzelte gut vom Zenit und es war auch ziemlich windig auf See. Aber das Meer hatte dafür tolle Farben.

Gegen Mittag kamen wir dann auf Hydra an. Es war schon ein beeindruckender Anblick so ein Dorf fast ohne moderne Einflüsse zu sehen. Dazu noch die Esel. Eine Stunde blieb Zeit um auf eigene Faust zu erkunden. Nicht gerade viel, aber ein etwas ausführlicherer Blick durch den Hafen war schon möglich. Mit mehr Zeit kann man hier auch richtig wandern. Mit einer Eiskugel ging es wieder an Bord und zur nächsten Insel. Poros war glaube ich der Name. Auch hier schipperten wir ein einem sehr niedlichen Ort vorbei und legten für eine Stunde an. Am Hafen kam ich ins Gespräch mit einem Einheimischen der seine selbstgemalten Bilder verkauft. Eins gefiel mir gut genug, dass ich es ihm abkaufte. Er erzählte mir auch die Geschichte über die liegende Frau die man in den Bergen der Nachbarinsel sehen konnte. Naja gut, ich glaube es gibt einige Orte die man so interpretieren kann. Aber ich konnte die Frau dort auch liegen sehen. Die Zeit war schnell verquasselt und ich wollte noch den netten weißen Turm über dem Dorf aus der Nähe sehen. Also die Beine in die Hand und den Berg hinauf gerannt. Nach einem ausgedehnten Blick in die Ferne und ein paar Bildern konnte ich auch schon das Schiffshorn hören. Also wieder den Berg hinunter gehetzt. Gemütlich war der Ausflug wohl nicht gerade, aber einen kleinen Einblick über die griechischen Inseln bekam ich schon.

Auf Aegina, der letzten Insel, gab es noch einen berühmten Tempel zu sehen. Er war wohl Aphaia geweiht, der Göttin für Ackerbau? Die Busfahrt kostete extra, aber gut was soll der Geiz dachte ich mir. Im Bus saß wieder eine nette Amerikanerin neben mir die wohl eigentlich aus der Karibik stammte. Wir kamen auch ins Gespräch und tauschten ein paar Geschichten aus. Auf der Insel gab es wohl auch viele Pistazienbauern und am Tempel auch Pistazieneis. Aber es war auch hier nicht gerade viel Zeit und wir pilgerten zu zweit einmal außen herum und lauschten der Geschichte dazu. Auf dem Weg zurück zum Hafen noch ein kurzer Stopp bei einer Kirche mit netten Wandmalereien. Dann waren wir auch schon auf dem Weg zurück nach Athen. Dort konnte ich sie überreden mit mir noch ein Glas Wein trinken zu gehen. Sie war wohl für ein paar Monate hier in Athen bei einer Firma angestellt. Und wir beschlossen in Kontakt zu bleiben. Das passierte nach meiner Rückkehr auch 1-2 Mal. Allerdings schlief der Kontakt danach auch ein. Vielleicht sollte ich mal wieder schreiben. Nur irgendwie ist es etwas anstrengend den Kontakt immer halten zu wollen indem man selbst alle paar Wochen die Initiative ergreift. Aber sie meinte wohl, dass sie viel beschäftigt ist und es nicht absichtlich passiere…

Alles in Allem war mein erster Griechenland Aufenthalt sehr gelungen. Zu meinem Vulkan Santorin schaffte ich es nicht. Allerdings war dieser Punkt für das nächste Mal schon so gut wie geplant.